Christbaum loben eine schwäbische Tradition

Christbaum loben!

Christbaum loben – ein schwäbischer Brauchtum.

Sind Sie ein Zugereister und Reingeschmeckter,… dann merken Sie schnell, daß es sowohl in der Provinz als auch in Stuttgart so manches anders ist, als man es von anderen Teilen Deutschlands gewohnt ist. Hierzu gehört auch das Christbaum loben. Dieser Brauch findet statt zwischen Weihnachten und Heilig Drei Könige also vom 25.12.2012 bis zum 06.01.2013. Traditionell sollte ein gelobter Christbaum folgende Knietrier erfüllen.

  • Es muß ein echter Baum sein
  • eine Krippe mit Maria, Josef und dem Jesuskind muß unbedingt aufgestellt sein.
  • Er muß eine verzierte Spitze haben
  • Am Baum muß etwas selbst gebasteltes dran hängen am besten etwas aus Stroh
  • Echte Kerzen aus Wachs brennen
  • Der Christbaumständer muß mit Wasser gefüllt sein
  • Gut kommt wenn Sich der Christbaumbesitzer damit brüstet das er den Baum selbst ausgesucht und gefällt hat.

Das Christbaum loben hat bei den Schwaben eine lange Tradition. Woher diese Tradition ursprünglich stammt ist bisher nicht wirklich erforscht. Wahrscheinlich war es so das die Leute sich früher an Weihnachten die Zeit nahmen Freunde und ferne Verwandte zu besuchen. Man pflegte damit Freundschaften und klopfte auch an Türen von Leuten die man nicht so gut kannte. Sicherlich war dabei eines der Gesprächsthemen der Weihnachtsbaum. Und weil dem Schwaben echtes Lob das Herz öffnet, öffnet sich ihm auch die Schnapsflasche vom „Selbstgebrannten.“ Wie auch immer es ist ja auch egal wie. Hauptsache ist, daß es das Weihnachtsbaum loben überhaupt gibt. Wer dabei ist hat viel Spaß und erlebt eine tolle Gemeinschaft. Der Brauchtum ist ganz einfach: Man lobt den schön geschmückten Christbaum und erhält ein Schnäpschen. Da dies mit mehreren Leuten mehr Spaß macht und weite Weg zum nächsten Haus beschwerlich werden kann, nimmt man vom jeweils vorigen Haus mindestens einen Bewohner mit.

Folgende Zutaten benötigt man zum Christbaum loben:

  • Schnaps von den Früchten der schwäbischen Streuobstwiese. Es ist von Vorteile wenn die Flasche zu Beginn des Lobens voll ist.
  • Schnapsgläser
  • Einen geschmückten Weihnachtsbaum
  • Gäste

Und dann geht es los. Verwandte, Freunde und Bekannte werden an Weihnachten direkt in die gute Stube geleitet wo der gute Christbaum steht. Wenn die Gäste den Christbaum dann vor Augen haben, dann fängt man an, ihn über alle Maßen zu loben. Zentraler Aspekt ist das fachliche Begutachten und übertreibende Hervorheben des einzelnen Baumes. es beginnt eine fachliche Lobung über Farbe, Stellplatz, Größe, Christbaumständervariante, Dichte oder das Loben des besonders geraden Stammes. Als guter Lobender läßt man dabei kein Detail aus. Der Besitzer dieses Christbaums muß nun, so die Tradition, jedem, der den Christbaum gelobt hat, einen Schnaps ausgeben. Traditionell wird dies so lange durchgeführt, bis die Schnapsflasche leer ist. Die Folgen der Trunkenheit im Sinne einer Wahrnehmungsverehrung sind auf dem folgenden Bild zu erkennen!

Christbaum loben!

10 Kriterien des Christbaum loben!

* Ständer mit Wasser oder ohne!

* Raumduft durch Harzausdünstung

* Anordnung/Anzahl der Lichter

* Deckenabstand von Decke zu Baumspitze

* Kinderfreundlichkeit

* Christbaumschmuck (selbst gebastelte Strohsterne)

* Beleuchtung durchgängig an und aus echten Wachskerzen?

* Spitze

* Krippe vorhanden?

* Auswahl des Baumes und Angepasstheit an den Raum?

Differenziertes Christbaum loben nach Glaubensrichtung

Nach Aussagen von erfahrenen Chrisbaumlobern gibt es je nach Glaubenszugehörigkeit Unterschiede in der Art und Intensität. Im Ländle gibt es nämlich noch volle Landeskirchen, mächtige Kirchenfürsten und sogar Dörfer und Kleinstädte, die regelrechte christlich-pietistische Enklaven sind.
Und das hat eben auch Auswirkungen auf das Christbaum loben! Sind Sie in einem evangelischen Haushalt dann sollten Sie Lobeshymnen nicht übertreiben. Zu viel Lob macht den Pietisten misstrauisch.  Erfahren Lober beginnen in einem Evangelischen Haushalt mit dem Satz: “Ha – des isch aber a schener Baum”. Dann lobt sich der Kritiker von Zweig zu Zweig und Kugel zu Kugel weiter und genießt dafür je einen Schnaps. Und da die Pietisten gerne sparen ist der Christbaum wohl auch nicht der schönste doch die Erfahrung zeigt – hat sich der Lober vorgelobt, dann wird auch der letzte Christbaumbaum zum schönen Baum. Je nach fortgeschrittenem Zustand des Lobensablaufes relativiert sich das Empfinden. Ist der Baum anfangs noch hässlich wird nach jedem loben schöner und schöner.

Ist das Christbaum loben schwer?

Das „Christbaum loben“ ist gar nicht so schwer. Gut es kommt auf den Baum an – und auf die Ehrlichkeit des Lobenden! Ist der Baum formvollendet und dekorativ schön dann ist das kein Problem. Loben, trinken, loben, trinken, loben…  Ist das Exemplar des Christbaums nicht formschön oder gar besonders hässlich geschmückt dann muss man sich den Baum schön trinken – je mehr der Baum schön gelobt wurde umso leichter wird es.

Zur Not tut es auch eine formvollendet Lüge… ist der Baum ziemlich mager und Dürr, ohne viele Äste, dann sagt ein erfahrener Lober : Euer Baum ist dieses Jahr etwas ganz besonderes, schön schlank, nicht zu dicht, das hat den Vorteil das Ihr ganz toll viel Strohsterne und echte Wachskerzen reinhängen könnt.

Über weitere Anregungen und Tipps zum Christbaum loben freue ich mich. Schreiben Sie an [email protected]

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